Gemeinnützige Wohnungsbau-Genossenschaft „Schönere Zukunft“ eG
Chronik
Gründung und erste Phase
Wie eng die „Schönere Zukunft“ eG einmal mit der katholischen Kirche verbunden gewesen ist, geht aus der Tatsache hervor, dass zu ihren Vätern drei Priester gehörten, nämlich der Pfarrer der Gemeinde St. Marien, Pastor Dr. Lange und seine beiden Geistlichen Kaplan Hubert Kohstall und Vikar Emil Witte. In Erinnerung an diese Tatsache ist die Tradition entstanden, den jeweiligen Pfarrer von St. Marien in Bremen um seine Mitarbeit im Aufsichtsrat der Genossenschaft zu bitten. Neben diesen Herren gründeten die Herren Philipp Jahn, Wilhelm Degenhardt und Josef Faltus am 23. Mai 1929 eine Spar- und Baugenossenschaft, der sie den optimistischen Namen SCHÖNERE ZUKUNFT gaben. Mit Datum vom 31. Mai 1929 wurde die Genossenschaft in das Genossenschaftsregister des Amtsgerichts Bremen eingetragen. Wieso gerade in der Pfarrgemeinde St. Marien die Initiative zur Gründung der Genossenschaft entstand, lässt sich auch aus älteren Unterlagen belegen. Bereits im Jahre 1904 wurde in dieser Gemeinde der erste Verein der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung in Bremen gegründet. Bedingt durch den Ersten Weltkrieg gingen die Aktivitäten der Bewegung im zweiten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts stark zurück, jedoch begann nach dem Kriege sehr schnell wieder eine rege Vereinstätigkeit. Der Präses des Vereins, Kaplan H. Kohstall, regte dann im Jahre 1928 die Gründung einer Baugenossenschaft an, dem sich die oben genannten Herren anschlossen. Der Zeitpunkt kam auch nicht von ungefähr, denn der wirtschaftliche Aufschwung, der nach der Stabilisierung der deutschen Währung 1923/24 eingesetzt hatte, wich einer unaufhaltsamen steigenden Arbeitslosigkeit, so dass der Name SCHÖNERE ZUKUNFT eine tiefere Bedeutung beinhaltete.
Wie tatkräftig die Gründer der Genossenschaft arbeiteten, geht aus der Tatsache hervor, dass bereits siebzehn Monate nach der Gründung der Genossenschaft, nämlich am 25. Oktober 1930, die Grundsteinlegung für zehn Siedlungseigenheime auf eigenem Grund der Mitglieder erfolgte.
Die bemerkenswerte Aktivität der Genossenschaft in den ersten Jahren wurde zunächst nicht fortgesetzt, sondern ruhte etwa zwei Jahrzehnte lang. Die Gründe hierfür dürften zunächst in der wirtschaftlichen Lage des damaligen Deutschen Reiches zu suchen sein. Die Arbeitslosenzahl stieg unaufhaltsam bis auf etwa sechs Millionen Menschen bei einer Einwohnerzahl von etwa 66 Millionen. Ob die Nationalsozialisten die Aktivitäten einer katholisch orientierten Genossenschaft, die zudem nicht „gleichgeschaltet“ war, als förderungswürdig ansahen, ist unwahrscheinlich. Nach 1933 gab es von der Regierungsseite verschiedene Versuche, die SCHÖNERE ZUKUNFT in einer anderen Genossenschaft (Bremen-Nord war im Gespräch) aufgehen zu lassen, doch weil die Häuser an der Mittelwiese auf die Bewohner aufgelassen worden waren, gab es kein „Vermögen“, also auch keinen Anreiz zur Übernahme. Immerhin aber wurde die Genossenschaft am 12. Dezember 1936 Mitglied des Verbandes Niedersächsischer Wohnungsunternehmen e.V.
Wie wenig hoffnungsvoll die Lage 1939 war, geht aus dem Prüfungsbericht für jenes Jahr hervor, in dem es u.a. lapidar heißt: „Im Hinblick auf die bevorstehende Liquidation ist die Anschaffung eines Protokollbuches nicht mehr erforderlich.“ Im Jahre 1941 wurde vom Prüfungsverband Hannover angeregt, dass die Genossenschaft mit dem Eisenbahn-Spar- und Bauverein fusionieren solle. Dazu kam es aber nicht. Die meisten Genossen kündigten ihre Mitgliedschaft auf, so dass die Genossenschaft gegen Ende des Jahres 1943 nur noch elf Genossen mit elf Geschäftsanteilen zählte. Das Geschäftsguthaben betrug zu jener Zeit noch RM 2.143,91. Schließlich gingen bei einem Luftangriff am 1. August 1944 sämtliche Akten der Geschäftsführung verloren. Da die Eigenheime auf die Genossen aufgelassen waren, verlor die Genossenschaft am Tage der Währungsreform im Jahre 1948, bei dem alle Guthaben im Verhältnis 100 : 6,5 reduziert wurden, den Rest ihres Vermögens. Das Ende der Genossenschaft schien sich abzuzeichnen.
Bei der Generalversammlung am 05.09.1948 traten Vorstand und Aufsichtsrat geschlossen zurück.
Neugründung
Die Voraussetzung für eine Wiederbelebung der durch die politischen Ereignisse stagnierenden Wohnungsbaugenossenschaften waren also in höchstem Maße gegeben. Es bedurfte lediglich engagierter Persönlichkeiten, die hier – wie auch im Jahre 1929 – die Initiative ergriffen. In Bremen ist es weitgehend dem Caritasverband unter Leitung des damaligen Dechanten Msgr. Heinrich Ohrmann zu verdanken, dass die SCHÖNERE ZUKUNFT wieder zu einem Leben erweckt wurde. Bereits am 5. September 1948 wurde die Genossenschaft durch seine Initiative neu konstituiert.
Bis zum 25.09.1950 gewährte der Caritasverband der Genossenschaft ein Domizil in seinen Räumen in der Rembertistraße 28. Dann übernahm Hans Ernsing die gesamten Unteralgen und deponierte sie in seiner Wohnung. Vorübergehend erhielt die Genossenschaft von Juni 1951 bis 1953 ein Büro bei der Katholischen Gemeinde, Dechanatstraße 1, später Nr. 7. Dies blieb dann auch die Adresse der Genossenschaft bis 1962. Zweimal monatlich wurden im Genossenschaftsbüro Sprechstunden abgehalten. Bis 1960 lagerten die Akten der Genossenschaft im Hause Ernstings, dann fanden sie endlich einen angemessenen Platz im neu eingerichteten Geschäftszimmer der Genossenschaft.
Mit der Wiederbelebung der Genossenschaft allein war es natürlich nicht getan, denn zu Bauen muß man ja nun einmal Geld haben und kreditwürdig sein. Und so entstand dann auch bald die insbesondere vom Hildesheimer Bischof Joseph Godehard unterstützte Aktion „Katholiken sparen für Katholiken“ mit der Devise „Wohnungsbau ist Bau am Reiche Gottes“. Die Aktion wurde dann auch in Bremen zugunsten der Genossenschaft SCHÖNERE ZUKUNFT übernommen.
Bis zum Jahresende 1952 wuchs der Mitgliederbestand auf 96 Genossen, das Geschäftsguthaben betrug DM 10.885,88.
Durch einen Kaufvertrag vom 4. Juli 1952 wurde im Neubaugebiet der verlängerten Meyerstraße in der Bremer Neustadt ein Grundstück von 766 m² zum Preis von DM 8,00 je m² von der durch Hans Ernsing vertretenen Rasing-Erbengemeinschaft sehr preisgünstig erworben. Nach durchgeführter Finanzierung und Zuerkennung der Gemeinnützigkeit lief der mit öffentlichen Mitteln geförderte Neubau am 11. März 1954 an. In der Generalversammlung vom 31. Mai 1954 wurde neben einer neuen Satzung auch eine Namensänderung in „Gemeinnützige Bau- und Siedlungsgenossenschaft SCHÖNERE ZUKUNFT IN BREMEN GmbH“ beschlossen. Bereits am 1. Oktober des gleichen Jahres konnten die zwanzig Mietwohnungen bezogen werden. Damit war gleichzeitig der Anfang eines „Gemeindezentrums“ geschaffen worden, in dem später auch ein Raum für Vorträge und Altenbegegnungen geschaffen wurde. Da in der nachfolgenden Zeit noch weitere von Katholiken bezogene Häuser hinzukamen, entstand hier eine Konzentration von katholischen Bremern, die in der Katholischen Gemeinde zu Bremen bald als St. Meyer bekannt wurde.